Unsere Reise führt uns über zwei Scenic Routes durch die schottischen Highlands. Die North Coast 500 (NC500) und die Snow Route. Die beliebte Isle of Skye dürfen wir natürlich auch nicht auslassen. … Und das alles in nur 12 Tagen? Ja die Tour ist relativ stressfrei machbar. Im nachhinein hätten wir manches anders planen können. Im Großen und Ganzen war es aber ein spannender Roadtrip durch die Highlands. Aber alles der Reihe nach.
Inhaltsverzeichnis
Unsere Route
Anreise
Von Wien aus geht es für uns in die schottische Hauptstadt Edinburgh wo wir am frühen Nachmittag landen und gleich unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Ein Opel Mocca wird uns die nächsten 10 Tage sicher durch die Schottischen Highlands kutschieren.
Edinburgh lassen wir erstmal links liegen und fahren über die imposante Queens Ferry Crossing Bridge die uns Richtung Norden bringt. Am Loch Leven legen wir unsere kurze Pause ein. Vom Kirkgate Park blicken wir auf die Insel mit dem Lochleven Castle. Wir freuen uns auf die nächsten Tage in Schottland, bis uns die Realität aus unseren Träumen reisst und die Midges (kleine lästige Mücken) uns wieder zurück ins Auto treiben.
Vorbei an Perth kommen wir bald in der kleinen, eher touristischen Stadt Pitlochry an.
Pitlorchy – Das Tor zum Cairngorms National Park
Wir bewohnen das wohl meistfotografierte Hostelzimmer in Schottland. Unser Turmzimmer ist auch tatsächlich sehenswert (also zumindest von außen, innen ist es aber auch mehr als ok).
Wir unternehmen einen ersten Abstecher in den Cairngorms National Park. Vorbei am Blair Castle, das sicher ein interessantes Schlechtwetterprogramm bietet, fahren wir entlang der B8079 bis zum House of Bruar. Hier starten wir unsere erste kleine Wanderung zu den Falls of Bruar. Der Weg führt durch einen Wald, immer entlang des Baches “Bruar Water”. Es gibt 2 Wasserfälle die Lower und die Upper Falls of Bruar. Man muss nicht die gleiche Strecke zurück laufen. An den Upper Falls kann man den Bach queren und entlang der anderen Seite retour gehen. Am Lower Falls treffen die Wege wieder zusammen. Uns hat es hier sehr gut gefallen.
Wir fahren noch ein Stück weiter Richtung Norden zum Highland Folk Museum bei Newtonmore. Das Freilichtmuseum wird von Freiwilligen aus der Dorfgemeinschaft mit viel Liebe und Enthusiasmus betrieben. Man könnte meinen Mel Gibson alias Edgar Wallace kommt jeden Moment um die Ecke. Tatsächlich war das Museum aber Drehort für einen anderen Blockbuster, nämlich “Outlander”.
In der örtlichen Schule anno 1937 drücken wir wieder die Schulbank unter den Augen des strengen aber gerechten Lehrers. Unsere Noten fallen dann auch gar nicht so schlecht aus 😉
Der Eintritt ins Museum ist frei, eine freiwillige Spende ist jedoch gerne willkommen.
Am nächsten Tag verlassen wir Pitlochry und fahren entlang der Snow Road Scenic Route, welche östlich durch den Cairngorms National Park führt.
Auf der Snow Road Scenic Route durch den Cairngorms National Park
Im gesamten Park sind 24 Fotostops verteilt an denen man besonders interessante Szenen einfach “nachknipsen” kann. Das Ergebnis kann man dann natürlich auch teilen, und zwar auf http://cairngorms.co.uk/photo-posts/map/
Die Snow Road führt über den mit 670 Metern höchsten Pass des vereinigten Königreichs, durch das Skigebiet Glenshee und natürlich vorbei an zahlreichen Burgen und Schlössern. wie zB das ehemalige Jagdschloss Braemar Castle oder den schottischen Sommersitz der Royals das Balmoral Castle.
Entlang der Strecke wurden auch 3 Aussichtspunkte mit Kunstwerken installiert. Connecting Contours, The Watchers mit mehr oder weniger windgeschützten Sitzplätzen und Still einem Rahmen oder Würfel der auf einem kleinen Hügel thront. Mehr zur Snow Road gibt’s im Flyer des Cairngorms Nationalparks zu lesen. http://cairngorms.co.uk/wp-content/uploads/2015/06/Snow-Roads-Leaflet.pdf
Je nachdem wie viele Stops man unterwegs einlegt, ist die Snow Road Scenic Route in einem Tag leicht machbar.
Am späteren Nachmittag sind wir bereits in Inverness, der Hauptstadt der Highlands. Wir machen einen kleinen Stadtbummel hinauf zum Inverness Castle.
Hilton of Cadbol
Für unsere erste Nacht in den nördlichen Highlands haben wir ein sehr nettes B&B in Hilton of Cadbol gefunden. Der kleine Ort liegt direkt an der Ostküste und ausser einem sehr gemütlichem Pub im angrenzendem Balintore gibt es nicht sonderlich viel zu unternehmen.
Historisch interessant sind die Steinmonumente der Pikten welche ganz in der Nähe zu besichtigen sind (in Cadbol und Shandwick). Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die kleine Meerjungfrau. Nein die ist natürlich nicht aus Kopenhagen hergeschwommen.
Mit viel Glück sieht man Delphine vorbei schwimmen.
Am nächsten Tag fahren wir der Ostküste entlang immer Richtung Norden.
Am Vormittag halten wir als erstes beim Dunrobin Castle. Der morgendliche Nebel umhüllt das Schloss und erzeugt eine mystische Stimmung. Nach einer knappen Stunde haben wir den Rundgang durch die Schlossräume beendet und treten in den schön angelegten Schlossgarten. Unser Timing ist perfekt und wir kommen genau rechtzeitig zum Beginn der Falkenshow. Die Show findet zweimal täglich statt. Man erfährt viel über die verschiedenen Raubvögel und diese historische Form der Jagd und die heutige Falknerei.
Für Tierfreunde weniger zu empfehlen ist die Jagdausstellung mit den angesammelten Trophäen der Lordschaften.
Weiter geht’s Richtung Norden immer entlang der Ostküste. Jetzt Anfang Juni sind die Hügel bedeckt mit der gelben Blütenpracht des Ginsters. An der Ortseinfahrt von Helmsdale halten wir am Parkplatz des Emigrants Monument für unser Lunchbreak in Mitten des gelben Blütenmeers.
Auf dem Weg nach Wick zweigt rechts bei Occumster eine Single Track Road ab. Diese führt direkt zu den jungsteinzeitlichen Hügelgräbern Camster Cairns. Holzstege führen über die sumpfigen Wiesen zu den Hügeln. In einige der Gräber kann man auch hineinkriechen. Im Inneren kann man dann wieder stehen. Platzangst sollte man dennoch nicht haben.
https://www.historicenvironment.scot/visit-a-place/places/grey-cairns-of-camster/
Dunnet Beach
Wir fahren weiter nach John o’Groats. Von hier starten die Fähren auf die Orkney Inseln. Für uns folgt aber mein persönliches Tageshighlight am Duncansby Leuchtturm. Der Leuchtturm selbst ist ganz nett anzusehen. Umwerfend ist aber der Spaziergang zu den 2 Felsnadeln, den Duncansby Stacks. In den Felsen der Steilküste nisten unzählige Seevögel. Das Vogelgeschrei vereint sich mit der Meeresbrandung zu einer eigenen Geräuschkulisse. So ähnlich muss es auf den Orkney Inseln sein, denke ich und nehme mir fest vor nächstes mal müssen wir dorthin.
Wir haben es gefunden, das beste AirBnB Schottlands. Auf der Thurdistoft Farm vermietet George mehrere Zimmer mit großzügigen Gemeinschaftsbereichen. Wir sind die einzigen Gäste und haben das ganze Farmhouse für uns. Eine kleine Whiskey-Verkostung ist inklusive.
https://www.airbnb.at/rooms/20693629?s=51
Am nächsten Tag geht es für uns leider schon wieder weiter entlang der Nordküste Schottlands Richtung Westen. Vom Schloss der Queen Mum, dem nördlichster Punkt Schottlands bis zu einem verlassenem Dorf mit Kirche und Friedhof, entlang der Strecke reihen sich die Fotostopps und Sehenswürdigkeiten.
Ein lohnenswerter, und auch gut besuchter, Halt ist unter anderem die Smoo Cave. Die Höhle kann mit den Höhlenforschern per Boot besichtigt werden.
Nach Durness führt die NC 500 wieder Richtung Süden fast immer entlang der Küste. Wir mussten unser Zimmer kurzfristig umbuchen und machten deshalb einen Abstecher zurück ins Landesinnere nach Lairg.
Entlang der NC500
Lairg
Lairg ist ein eher verschlafenes Örtchen am Ende des Loch Shin. Wir unternehmen Ausflüge zum Fall of Shin, wo man Lachse springen sehen soll. Vom Parkplatz aus startet auch drei kleine Rundwanderungen die sich gut kombinieren lassen. Der längere Woodland Trail führt leider nur noch zur Hälfte durch den Wald, die andere Hälfte wurde leider abgeholzt. Diese hässlichen “Waldwüsten” finden wir hier im Inneren der Highlands leider sehr oft vor.
Wir fahren weiter zu den Achness Falls am River Cassely. Und hier sehen wir tatsächlich einen(!) Lachs. Die Chancen Lachse bei Ihrer Wanderung zu sehen sollen im Oktober und November am höchsten sein.
Der Forestwalk durch die „Waldwüste“ überzeugt nicht ganz. Mit etwas Glück und Geduld sieht man Lachse bei ihrer Wanderung.
Nach 2 Tagen machen wir uns wieder auf Richtung Westen zurück an die Küstenstraße. Wir besuchen zunächst den Knockan Crag. Der Geopark bietet nicht nur einen informativen Lehrpfad zur geologischen Situation vor Ort und der Entstehung unserer Erde, sondern auch eine herrliche Aussicht vom Gipfel.
Nach einem Tankstopp und kurzen Rundgang in Ullapool kommen wir zu unserem nächsten Halt. Im Corrieshalloch Gorge National Nature Reserve findet man eine spektakuläre Schlucht vor. Der Droma Fluss stürzt sich in mehreren Wasserfällen durch die Schlucht. Der einfache Weg führt erst durch den Wald und dann über eine Hängebrücke auf die andere Seite der Schlucht.
https://www.nts.org.uk/visit/places/corrieshalloch-gorge
Mittlerweile ist es schon etwas später, der Magen knurrt und wir sind etwas müde von der Fahrerei. Den Abstecher nach Applecross und den angeblich gefährlichsten Pass Schottlands lassen wir daher aus. Am Abend kommen wir in Dornie an. Dort bleiben wir 2 Nächte um die Isle of Skye zu erkunden.
Infotafel vom Corrieshalloch Gorge Wasserfall im Corrieshalloch Gorge Unterwegs Immerwieder umwerfende Ausblicke
Dornie / Isle of Skye
In Dornie treffen 3 Lochs zusammen: Loch Alsh, Loch Duich und Loch Long. Mittendrinnen steht das Eilean Donan Castle. Ein schönes Fotomotiv bei Sonnenuntergang.
Dornie ist eigentlich ein kleiner und ruhiger Ort, aber man merkt deutlich die Nähe zum Touristenmagnet Isle of Skye. Im Gegensatz zur Isle of Skye erscheint uns rückblickend der Norden fast menschenleer.
Die Isle of Skye erkunden wir in einem einzigen Tag. Wir umrunden die Insel gegen den Uhrzeigersinn. Obwohl die großen Tourbusse gerade abgefahren sind, ist es unmöglich die Sligachan Bridge alleine aufs Bild zu bekommen. Die lange Autokarawane vor dem Old Man of Storr bringt uns dazu, DAS Wahrzeichen der Insel einfach links liegen zu lassen. Wesentlich schöner fanden wir da schon den Aussichtspunkt am Kilt Rock und Mealt Waterfall und weiter oben an der Inselspitze die Ruinen am Duntulm Seaview Point.
Das Museum of Island Life fanden wir ganz nett, kann aber unserer Meinung nach nicht mit dem Highland Folk Museum bei Newtonmore mithalten. Wir halten noch am Dunvegan Castle und fahren dann wieder zurück in Richtung Kyle of Lochalsh.
Auf Höhe des Broadford Airstrips biegen wir rechts ab nach Kylerhea. Diese Strecke soll eine der schönsten Straßen in Schottland sein. Tatsächlich ergeben sich mehrere beeindruckende Ausblicke während sich die Single Track Road in Serpentinen und mit einigen Blind Summits ins Tal schlängelt. Beim Leuchtturm von Kylerhea läßt sich oft eine Otterkolonie beobachten. Die Aussichtsstation am Otter Hide ist von einem Ranger besetzt, der bereitwillig nicht nur über die Otter Auskunft gibt.
Infos zum Otter Hide und dem Wanderweg dorthin unter: https://forestryandland.gov.scot/visit/kylerhea
https://www.walkhighlands.co.uk/skye/kylerheaotter.shtml
Straße nach Kylerhea Unglaublich wieviele Schafe es in Schottland gibt. Wunderbare Aussichten
Kinlochleven
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg in die beliebte Wanderregion Schottlands. Kinlochleven liegt in der Nähe von Ben Nevis und des durch frühere Clankämpfe und Hollywoodfilme berühmten Tals Glen Coe.
Der Weg dorthin entlang der A87 führt uns vorbei an mehreren Lochs mit wunderschönen Ausblicken. Bei Fort William müssen wir natürlich einen Abstecher zum Glenfinnan Viadukt machen. Der offizielle Parkplatz beim Besucherzentrum läßt uns nichts Gutes hoffen. Logisch, jeder will den Harry Potter Zug sehen. Wir fahren ein paar Meter weiter, hinter der Brücke rechts gibt es einen kleinen kostenlosen Parkplatz vor dem Zugang zum Park des Viadukts. Wir haben Glück und es stehen noch kaum Autos hier.
Wir spazieren gemütlich durch den Park zum Viadukt und schießen unsere obligatorischen Erinnerungsfotos. Dann entdecken wir einen Pfad entlang der Schienen, dem wir kurzerhand folgen. Nach etwa 1,5 km kommen wir beim Bahnhof von Glenfinnan an. Beim Besuch des dortigen Bahnmuseums erfahren wir auch, dass am Nachmittag eine Dampflok eintreffen wird. Begeistert machen wir uns auf den Weg zurück zum Viadukt und tatsächlich, wenig später sehen wir gleich 2 Harry Potter Züge übers Viadukt dampfen.
Wir verbringen 2 Nächte in dem kleinen Ort Kinlochleven. Hier treffen wir auf viele Wanderer, die auf dem West Highland Way unterwegs sind. Auch wir wollen Wandern, allerdings nur eine kleinere Tagestour. Leider regnet es am nächsten Morgen. Also fahren wir erstmal ins Glen Coe Besucherzentrum und dann weiter ins Tal der Tränen. Im Lauf des Vormittags wird das Wetter besser und wir unternehmen ein paar kleinere Touren im Glen Coe und am Nachmittag um Kinlochleven.
Wanderung durch den Wald in Glen Coe Bahnhof Glenfinnan Ausblick auf das Loch Leven
Edinburgh
Unsere Zeit in den Highlands ist vorbei. Wir fahren zurück nach Edinburgh. Unterwegs wollte ich noch unbedingt das Stirling Castle besuchen, keine gute Idee. Die Straßen und der Parkplatz vom Schloss sind hoffnungslos überfüllt. Wir geben auf und fahren direkt zum Flughafen um unser Auto abzugeben. Mit dem Bus geht’s in die Stadt, für die wir uns noch 2 Tage Zeit nehmen, ehe wir wieder nach Hause müssen.
Unser Fazit
Im Nachhinein betrachtet hätten wir uns im Norden mehr Zeit lassen sollen und eventuell auch die Orkney Inseln mitnehmen sollen. Dafür hätte ich auf die überlaufene Isle of Skye verzichtet. Wer jedoch wenig Zeit hat und die Highlands im “Kleinformat” erleben möchte, kann auf der Isle of Skye sicher eine wunderbare Urlaubswoche verbringen.
Der Abstecher nach Lairg hat uns viel Fahrzeit in nicht so umwerfender Landschaft gekostet, die wir besser für die Küstenstraßen benötigt hätten.
Auch auf Single Track Roads ist mit Schwerverkehr zu rechnen … … ausser es gibt entsprechende Gewichtsbeschränkungen 😉